Linsefilmtipp „Monster im Kopf“ ab 19/12/23
Warum wir „Monster im Kopf“ ungebedingt gesehen haben müssen: ein ganz persönlicher Filmtipp aus dem Linse-Filmforum von Vereinsmitglied Karin Kaiser:
Liebe Filmfreunde!
Ich möchte euch einen Film sehr empfehlen, der mich schon bei den Oberschwäbischen Filmtagen sehr beeindruckt hat, und nicht nur mich, wie der Publikumspreis zeigt: „Monster im Kopf“ von Christina Ebelt. Wer sich vom Titel nicht abschrecken lässt, erlebt eine ungeheuer intensive Begegnung mit einer Frau, die im Gefängnis ihr Kind zur Welt bringt und mit aller Kraft darum kämpft, es in der Mutter-Kind-Abteilung im offenen Vollzug auch zu behalten.
Franziska Hartmann, die nach „Sterne über uns“ (2019) wieder mit Ebelt zusammenarbeitet, spielt mit totalem Körpereinsatz eine junge Frau, die ihre Aggressionen nicht beherrschen kann und immer wieder gewalttätig wird. Dabei lebt Sandra in einer durchaus liebevollen Beziehung mit ihrem Partner, kümmert sich nach der harten Arbeit in einer Fleischfabrik täglich trotz kaum erträglicher Aggressionen um ihre senile Mutter und hat schon einmal ein Kind durch eine Frühgeburt verloren. Ihre Lebensumwelt in der Fabrik, am Rande der Gesellschaft, wie auch die Situation im Gefängnis werden fast dokumentarisch erfasst, Gefängnisbeamte und Polizisten arbeiten wirklich in einer modernen Strafvollzugsanstalt.
Wir sehen ganz unterschiedliche Seiten von Sandra, ohne die schwere Schuld zu relativieren, wegen der sie verurteilt wurde, und es fällt schwer, eine eindeutige Position zu dieser widersprüchlichen Frau zu finden. Auch wenn ihr glückliches Gesicht nach der Geburt des Kindes alles Negative überstrahlt, bleibt die Frage offen, ob sie wirklich in der Lage ist, das Kind zu erziehen und mögliche Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Der Film beantwortet nicht alle Fragen. Er überzeugt stattdessen durch Authentizität im Setting und berührt vor allem durch das grandiose Spiel von Franziska Hartmann, sicher aktuell eine der stärksten Darstellerinnen im deutschen Film.
Sicher kein „Wohlfühlfilm“, eher eine Herausforderung für den Zuschauer, der es sich zu stellen lohnt.
Achtung! Der Film ist nur 3 Tage im Programm und schnell zu übersehen:
am 19., 23. und 30. Dezember
Karin